
Ob er noch lange hält, unser Euro. Wahrscheinlich. Aber unser Euroland wird sich verändern.
So ist das momentan mit Griechenland. Aber die Regierungen der Eurozone sagen: Wir kriegen das Wetter noch in den Griff. Und verteilen Schirme.
Griechenland ist die Sollbruchstelle der Europäischen Währungsunion. Und es deutet vieles darauf hin, dass sie bald bricht. Inzwischen erkennen immer mehr Politiker, was sie bislang nicht wahrhaben wollten: All die Rettungsschirme machen keine Sonne. Und die Hagelkörner werden größer.
Die Griechen haben zu lange über ihre Verhältnisse gelebt und einen Schuldenberg angehäuft, den sie nicht abtragen können. Die Euroländer, die Griechenland wider besseres Wissen in ihren Kreis aufgenommen und ihm dann die Milliarden aufgedrängt haben, können heute allenfalls das Schuldensystem stabilisieren. Aber das löst das Problem nicht: Griechenland ist pleite.
Noch halten die Regierungschefs an ihrer Maxime fest, dass die Insolvenz eines Eurolandes nicht in Frage kommt. Und ein Austritt oder gar ein Ausschluss aus der Eurozone erst recht nicht. Aber das wären nicht die ersten Gewissheiten, die über Bord gehen. Denn die Einschläge kommen rasend schnell näher, während die Politik nicht agiert, sondern reagiert – zu wenig, zu spät.
Wahrscheinlich könnten die umstrittenen europäischen Staatsanleihen, die üblen Eurobonds, die Lage entspannen (die Rechnung übernimmt Deutschland mit höheren Kreditzinsen). Aber bis diese Anleihen auf dem Markt sind, vergehen Monate. Also handelt die Europäische Zentralbank (EZB) als Ersatz und kauft schwächliche Staatsanleihen – und überträgt damit das Risiko ebenfalls auf alle (Deutschland: knapp ein Drittel). Das ist rechtlich nicht in Ordnung. Aber nachdem der Stabilitätspakt keine Rolle mehr spielt, Euroland seine verarmten Regionen trotz Rettungsverbots rettet, die Griechen ihre Sparziele verfehlen, aber weiter unterstützt werden (und der Bundestag dennoch die nächsten Milliarden genehmigen wird, weil er muss), und die Italiener das Sparen doch nicht preußisch-korrekt meinen – ist das auch schon fast egal.
Das Euroland, wie wir es kennen, liegt in den letzten Zügen. Die Zahl der Möglichkeiten wird täglich kleiner. Eine Rückkehr zu alter Stärke per Rettungspaket gehört schon nicht mehr dazu, das Paket wird aber weiter geschnürt. Wahrscheinlich geht Griechenland in die Pleite – das wird dem Land die Schulden nehmen, der Rest Europas muss wieder Banken retten, aber das kann hinhauen. Es sei denn, die griechische Krankheit greift auf Spanien und Italien über.
Nächste Variante: Die Vereinigten Staaten von Europa. Aber die sind nicht von Merkel-Sarkozy beim Abendessen zu beschließen – und bedeuten den Einstieg in ein Transfersystem von Nord nach Süd. Oder: Wenn die Schmerzen groß genug sind, wird es zu einem Europa der zwei Geschwindigkeiten kommen – eine kleinere Euro-Region mit Deutschland mittendrin und am Rande die schwächeren Nationen, die vom starken Partner profitieren, sein Geld bekommen, aber vorerst nicht seine Währung.
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