
Nur noch ganz sparsam soll das Wasser fließen, wenn es nach Plänen der EU geht. Das kann teuer werden.
Denn wir sparen uns heute schon arm. Seit Jahrzehnten geht der Wasserverbrauch zurück. Das hat zum einen mit der deutschen Gründlichkeit beim Einsatz von Spar-Stopp-Tasten an Toiletten zu tun – also einem sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch –, mehr aber noch damit, dass Industrie und Gewerbe Wasser sparen – und die Bevölkerung kleiner wird.
Diese positive Entwicklung bereitet an anderer Stelle Probleme – vor allem im Leitungsnetz. Das Wasser wird nicht besser, wenn es länger in den Rohren bleibt – die Versorger rechnen mit „hygienischen Problemen“. Da lässt sich perspektivisch immerhin Abhilfe schaffen durch kleinere Leitungsdurchmesser. Schwieriger wird es beim Abwasser. Hier müssen die Rohre dick sein und bleiben für den Fall, dass es heftig regnet. Aber in Dürrezeiten und bei immer weniger Wasserverbrauch ist der Abfluss zu schwach. Dann müssen die Betreiber nachhelfen und spülen – die Kubikmeter Trinkwasser, die bei den Kunden gespart werden, fließen dann in Sondereinsätzen, um die Rohre zu säubern. Am Ende wird die Unterhaltung der Netze teurer (Wasseraufbereitung und –transport machen 80 Prozent der Kosten aus – unabhängig von der Menge, die entnommen wird), und damit steigt der Wasserpreis. Wir sparen uns arm.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) meldet, dass der Trinkwasserverbrauch in Deutschland heute niedriger ist als 1990. Haushalte, Industrie und Kleingewerbe bezogen 2010 zusammen 4,5 Milliarden Kubikmeter. 1990 waren es noch 5,9 Milliarden. Dabei stehen jährlich 188 Milliarden Kubikmeter Wasser in Deutschland zur Verfügung.

Die Landwirtschaft bekommt Wassermangel am ehesten zu spüren. Kein Wunder: Für ein Kilo Rindfleisch braucht sie 15.500 Liter.
Während der persönliche Verbrauch von Wasser in der EU bei etwa 150 Liter pro Tag liegt (Deutschland: 125 Liter), sieht es völlig anders aus, wenn man das ganze Wasser berücksichtigt, das für die von uns in Anspruch genommenen Waren und Dienstleistungen verbraucht wird, vom T-Shirt über den Urlaub bis zum Auto. Da landen wir bei mehr als 5000 Liter am Tag – jede Menge davon wird importiert in Form von Kaffee, Kakao, Baumwolle, Blumen u.s.w.
Die Agenda des Wassersparens hat also ganz andere Prioritäten als die Spartaste an der Toilette oder die neue Düse am Wasserhahn. Das wird auch die EU einsehen.
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