
Sie findet die Kennzeichnung der Lebensmittel kompliziert. Aber statt per Gesetz einfache Kennzeichen (Ampel?) zu erzwingen, sollen die Verbraucher ran. Ministerin Ilse Aigner ruft zur Volksabstimmung über Müsli-Riegel u.s.w.
Was die Ministerin so mitteilt, ist ebenso ernst wie wahr und längst bekannt: Nicht alles, was die Lebensmittelindustrie uns vorsetzt, ist aus guten Zutaten liebevoll gekocht. Oft hält der Inhalt nicht, was die Verpackung verspricht – die Kunden werden getäuscht, sagt Ministerin Aigner. Aber: Gemeinsam mit den für die Lebensmittelkontrolle zuständigen Bundesländern ist sie dafür verantwortlich, dass solche Täuschungen stattfinden – und täglich in großen Stil gelingen.
Das bedauert die Ministerin von Amts wegen und schickt die Kunden selbst in den Kampf. Sie sollen ab sofort die Täuschungen als solche erkennen und melden. Sie sollen feststellen, dass „Bio“ auch „Bio“ ist. Sie sollen aus dem Kleingedruckten ableiten, ob in dem Getränk tatsächlich eine Frucht steckt – oder nur künstlicher Geschmack. Ob auf der Pizza Schinken und Käse brutzeln oder Gel- und Chemie-Cocktails. Und sie sollen selbst ausrechnen, ob die Frühstücksflocken gesund oder mit Zuckeranteilen jenseits 40 Prozent als Süßigkeit zu bewerten sind.
Wie wäre es, wenn die Ministerien und Behörden endlich diesen Job mal selbst übernehmen? Ein Gesetz sollte genügen, um die Hersteller zu verständlichen, gut lesbaren Informationen über ihr Produkt zu verpflichten. Wenn es sein muss, auch per Ampel-System. Wir wollen doch nur klar und deutlich wissen: Was steckt in der Verpackung (und nicht in einer „Portion“ oder in Prozent der täglich empfohlenen Verzehrmenge)? Und wo genau kommt es her?
Das wird von den Profis überwacht. Dazu muss die Lebensmittelkontrolle aber wahrscheinlich verstärkt und mit schärferen Waffen ausgestattet werden. Hier wäre das Internet ein herrlich wirksames Instrument: Die Lebensmittelkontrolleure sollten dort ihre Erkenntnisse veröffentlichen – natürlich mit Namensnennung. Aber davor schrecken fast alle Ämter bislang zurück.
Stattdessen sollen wir Laien an die Front. Foodguard21. Was die Ministerin mit dem Online-Pranger betreibt, würde sie bei der Lebensmittelbranche als „Etikettenschwindel“ bezeichnen.
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