Nachdem die meisten Wirtschaftswissenschaftler bei der Vorhersage der Finanzkrise so kläglich gescheitert sind, wollen sie jetzt zumindest deren Verlauf prognostizieren. Auf Details legen sie sich dabei lieber nicht fest, sondern eher auf das Bild, das die Fieberkurve der kranken Welt malen wird. Weil das so leicht zu merken ist, vergleichen sie die Bilder mit Buchstaben. Die Auswahl an geeigneten Buchstaben ist klein, denn ihr Strich muss immer oben anfangen und irgendwann die Grundlinie erreichen – und das ohne Flausen wie beim P. Oder beim F. Rundungen und Mittelstriche mögen die Auguren der Weltwirtschaft nicht. Sie lieben es schlicht. Aber auch nicht zu schlicht. Deshalb hatte das I nie eine Chance. Vom Wohlstandsniveau senkrecht abgestürzt. Und vorbei. So geht das nicht. Wirtschaft braucht Hoffnung und den Blick nach vorn. Deshalb hatten die Experten anfangs das L in ihr Herz geschlossen. Noch deprimiert von ihrer Fehlleistung am Anfang der Krise sahen sie für deren Verlauf die schlimmste aller Möglichkeiten: Absturz: senkrecht. Und dann lange Zeit am unteren Limit . Aber dann pumpten die Staaten Milliarden und Billionen in marode Banken und Konjunkturprogramme. Das machte aus dem endlosen Keller eine begrenzte Leidenszeit – und aus dem L ein U. Aber inzwischen spürt auch die Wirtschaftswissenschaft den Rausch nach dem Kater. Warum auch nicht? Der Aufschwung rückt näher, und er trägt vertraute Züge. Schon wird wieder gezockt, einige Banken verdienen mit ihrer Investmentsparte Milliarden, und hier und da tauchen schon wieder riskante Wertpapiere auf: frisch ausgegeben, nicht aus den Giftkellern der staatlichen oder inzwischen verstaatlichten Banken. Optimismus ist angesagt. Und nicht zu knapp. Von wegen U – V wie „Victory“ ist mal wieder das Siegeszeichen der Börsianer, Banker und Bankiers. Sie sind neu entflammt. Aber was, wenn das nur ein Strohfeuer ist? Nun – dafür gibt es das wunderbare W: flott hinauf, nicht zu hoch, wieder runter und dann wieder aufwärts. Wahrscheinlich V bis zur Wahl, dann W. So einfach sind die Wirtschaftswissenschaften. Wie Buchstabensuppe.
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Ein Kommentar zu Der Aufschwung als Buchstabensuppe